Hier geht es um La(TeX) - gesprochen "Latech" bzw. "Tech" - zur Erstellung juristischer Texte als Alternative zur herkömmlichen TextVerarbeitung. Das Ziel ist es also, so viel von der Materie zu erklären, wie ein Jurist wissen muss, um vernünftig damit arbeiten zu können und im Übrigen auf weiterführende Seiten zu verweisen.

1. Was ist (La)TeX?

TeX ist etwas völlig anderes als eine TextVerarbeitung, nämlich ein Textsatzsystem. Das heute übliche LaTeX baut auf TeX auf (technisch gesprochen als Makropaket).

LaTeX ist im Ansatz etwas ähnliches wie HTML, eine Auszeichnungssprache: Es geht darum, im Text die verschiedenen Elemente wie Überschriften, Listen entsprechend ihrer Funktion zu markieren. Dies geschieht, indem der Benutzer bestimmte reservierte Worte in den Text einbaut, eine Überschrift "Test" erhält man zum Beispiel mit \section{Test}. Den Text mit den Markierungen kann mensch mit (fast) beliebigen Programmen erstellen, unter Linux sind z.B. Editoren wie vim und Emacs beliebt. Es gibt auch ein grafisches Front-End (LyX), dessen Bedienung einer "herkömmlichen" TextVerarbeitung nahekommt. Kile ist dagegen ein Source-Code-Editor. Für Windows gibt es TeXnicCenter als "integrierte Entwicklungs-Umgebung" (IDE).

Aufgabe des Programmes LaTeX ist die Verarbeitung von entsprechend präparierten Dateien zu druckfertig gesetzten Seiten.

(La)TeX ist für praktisch alle Plattformen verfügbar, es spielt also keine Rolle, ob man lieber mit Windows, Linux (siehe LinuxFürJuristen) oder Macintosh (siehe AppleFürJuristen) arbeitet. Nur zu LyX ist anzumerken, daß es eigentlich ein reines Linux-Programm ist, das nativ unter einem X11-Server läuft. Wenn man es unter Windows einsetzen will, brauchte man bisher Cygwin mit dem dazugehörigen X-Server. Seit einiger Zeit ist jedoch auch ein brauchbarer Windows-Port verfügbar - empfehlenswert.

Es eignet sich zum Erstellen aller möglichen Texte, also auch zum Schreiben juristischer Arbeiten. Wie das dann aussieht, zeigt dieser Screenshot. Damit können ganze Bücher erstellt werden.

TeX liefert als Output eine sogenannte dvi-Datei ("device independent"), die man mit zusätzlichen Treibern bzw. Konvertern zu Postscript bzw. PDF wandeln kann. Diese Dateien können grundsätzlich direkt als Vorlagen in die Druckerei gegeben werden.

2. Wo finde ich weiterführende Informationen?

2.1. Online

Weitere Informationen finden sich auch bei DANTE, Deutschsprachige Anwendervereinigung TeX e.V. Und in den Vortragsunterlagen der LugSaarbrücken.

Es gibt eine deutschsprachige NewsGruppe zum Thema TeX: de.comp.text.tex. Dort findet man auch zahlreiche Beiträge, die sich mit "Jura" befassen.

2.2. Offline

Ausführliche Literaturliste in der TeX-FAQ (Punkt 2.4). Empfehlenswert für weiterführende Fragen ist insbesondere das Buch Der LaTeX Begleiter.

3. Installation

siehe /Installation

4. Grundbegriffe

4.1. Klassen

(="Dokumentvorlage")

In der LaTeX-Einsteiger-FAQ (Punkt 2.3) steht: "In einer Klasse (engl. class) wird die 'Grundstruktur' des Dokuments angegeben, z.B. ob ein Buch, ein Artikel oder ein CD-Cover geschrieben/gesetzt werden soll. In den Klassendateien werden die hierfür jeweils nötigen Befehle und Strukturen definiert. Diese werden am Anfang eines Dokuments mit \documentclass[Optionen]{Klasse} geladen."

Eine Übersicht zu verschiedenen Layout-Klassen gibt es hier.

4.2. Stil-Dateien

Befehle für Spezialaufgaben (Import von Bildern, Eingabekodierung etc.) sind in Stildateien (engl. style files, Datei-Endung .sty) zu finden und werden im Dokumentenkopf mit \usepackage{Stil} geladen.

4.3. Pakete

Stildateien und Klassen werden zu Paketen zusammengefasst, damit sie nach Bedarf installiert werden können. Der umfangreichste Katalog an Makro-Paketen ist der LaTeX Catalogue von Graham Williams (jeweils mit Download-Möglichkeit).

5. Bibliographie erstellen mit BibTeX

Mit BibTeX lassen sich Zitate und das Literaturverzeichnisse komfortabel erstellen. Speziell für Juristen gibt es als Ergänzung noch das Paket jurabib (s.u.).

Das Programm BibTeX ist bei üblichen !LaTeX-Zusammenstellungen wie !MikTeX (für Windows) oder teTeX (für Linux/Unix) dabei, z.B. bei Debian im Paket tetex-bin. Eine gute deutsche BibTeX Seite ist http://www.din1505.informationskompetenz.net/

Ein bibtex-Eintrag sieht z.B. so aus:

@InCollection{Bei93,
  Author         = {Beisse, Heinrich},
  Title          = {Gläubigerschutz -- Grundprinzip des deutschen
                   Bilanzrechts},
  BookTitle      = {Festschrift für Karl Beusch zum 68. Geburtstag
                   am 31. Oktober 1993},
  Editor         = {Beisse, Heinrich},
  Pages          = {77-97},
  Address        = {Berlin, New York},
  year           = 1993,
}

Das ist jetzt ein einzelner Beitrag aus einer Festschrift. Man muß die Daten irgendwie in dieses Format bekommen, ähnlich wie !LaTeX bearbeitet bibtex nur die fertigen Textdateien und erstellt daraus Literaturverzeichnisse etc. Für die eigentliche LiteraturVerwaltung gibt es diverse Hilfsprogramme. Emacs bietet auch Hilfestellung bei der Erstellung der BibTeX-Datei.

Ob man die Dokumentendaten direkt aus einem Bibliothekskatalog uebernehmen kann hängt vom Literaturverwaltungsprogramm ab. Pybliographer kann Daten aus Medline importieren, einer Medizin-Datenbank. Aus Bibliothekskatalogen der einzelnen Bibliotheken importieren kann RefDB, dieses Programm ist aber noch nicht ausgereift genug, um es Normalanwendern für die tägliche Arbeit zu empfehlen. Wird aber vielleicht mal die definitive Lösung.

5.1. Literaturdatenbank einbinden

Wie sage ich LaTeX, welche BiBTeX-Literaturdatenbank ich benutzen will?

Bsp.:

\bibliography{juroer}

weist LaTeX auf eine Datei namens juroer.bib hin, aus der das Literaturverzeichnis erstellt werden soll. Diese Datei muss sich dort befinden, wo LaTeX sie finden kann, z.B. im aktuellen Arbeitsverzeichnis, oder in einem anderen Verzeichnis, das von !LaTeX durchsucht wird. Die .bib-Datei kann Einträge enthalten, die mit dem aktuellen Text nichts zu tun haben. Aufgabe von Bibtex ist es, die .bib-Datei nach den Einträgen, die für den konkreten Text gebraucht werden, zu durchforsten, und ein Literaturverzeichnis zu schreiben. Näheres dazu findet sich z.B. in Kapitel 13 des LaTeX-Begleiters von Goossens/Mittelbach/Samarin.

Will man mehrere Dateien benutzen, muss man sie durch Komma abtrennen.

6. Standardlösungen für Juristen

6.1. Das alphanum-Paket

alphanum.sty (im Paket jura enthalten, dort auch die Dokumentation) passt Überschriften an die Konventionen für juristische Arbeiten an (Bsp.: Bsp.: A. I. 1. a) $\alpha$) ...).

Mit dem folgenden Beispiel lässt sich diese ausgabe.pdf erzeugen.

\documentclass[11pt,a4paper]{jura}
\usepackage[latin1]{inputenc}
\usepackage{ngerman}
\usepackage{ae}
\begin{document}
\tableofcontents
\toc{Ebene 1, Überschrift 1}
Zwischen die einzelnen Überschriften gehört im Ernstfall natürlich
noch richtiger Text hin.
\toc{Ebene 1, Überschrift 2} bla
\sub{Ebene 2, Überschrift 1} bla
\toc{Ebene 2, Überschrift 2} bla
\sub{Ebene 3}  bla
\sub{Ebene 4} bla
\sub{Ebene 5}  bla
\sub{Ebene 6}  bla
\sub{Ebene 7} bla
\sub{Ebene 8}  bla
\sub{Ebene 9}  bla
\sub{Ebene 10}  bla
\sub{Ebene 11, Überschrift 1} bla
\sub{Ebene 12} bla
\levelup \toc{Ebene 11, Überschrift 2} bla
\toc{Ebene 11, Überschrift 3} bla
\end{document}

Das Paket alphanum prüft automatisch, ob jede Numerierung mindestens zwei Punkte enthält. Dabei gibt es leider eine Ausnahme. Am Ende der Arbeit findet keine Überprüfung statt, so dass einige Gliederungen doch bloß einen Punkt enthalten können. Abhilfe schafft dieser Code, der vor \begin{document} eingefügt wird:

\newcommand*{\jurafinish}{\ifnum\value{tiefe}>1\levelup\jurafinish\fi}

Am Ende der Arbeit können dann mit dem Befehl \jurafinish alle noch offenen Gliederungsebenen geschlossen werden. Dabei wird dann auch überprüft, ob es vereinzelte Gliederungspunkte gibt.

6.2. Alternative zu alphanum: alnumsec

alnumsec.sty von Frank Küster erfüllt einen ähnlichen Zweck wie alphanum, allerdings lassen sich die üblichen Gliederungsbefehle (chapter, section etc.) verwenden. Standardmäßig geht das bis subparagraph, lässt sich aber flexibel anpassen. Die Nummerierung geht maximal zwei Ebenen tief, also aa) oder alphaalpha).

Wer z.B. eine Gliederung a la A.I.1. a) aa) (1) benutzen will, fügt folgendes ein:

\documentclass[11pt,a4paper]{scrbook}
\usepackage{alnumsec}
\surroundarabic[(][)]{}{.}
\otherseparators{5}
\alnumsecstyle{LRnldn}

Für nähere Optionen sei auf die Dokumentation verwiesen. Das Paket findet sich zB auf dem ftp-Server von Dante.

6.3. Die jura-Klasse

Für das typische Hausarbeiten-Layout (Autor: Felix Braun). Stellt den Seitenschnitt (breiter linker Rand) auf die bei juristischen Hausarbeiten notwendigen Vorgaben ein und stellt angepasste Umgebungen für Titelseite und Sachverhalt zur Verfügung.

Die Klasse jura.cls ist bei manchen LaTeX-Distributionen (z.B. bei MiKTeX für Windows) bereits enthalten. Sonst einfach downloaden von z.B. http://datamining.csiro.au/tex/entries/jura.html oder hier als ZIP-Archiv: jura.zip .

Das Archiv entpacken und mit latex jura.ins laufen lassen. Das erzeugt dann u.a. die Datei jura.cls. Mit latex jura.dtx wird die Dokumentation erzeugt (jura.dvi, die z.B. mit xdvi jura.dvi aufgerufen werden kann. Außerdem gibt es hier die Dokumentation als PDF: jura.pdf .

6.4. jurabib

Autor: Jens Berger, http://www.jurabib.org/, Dokumentation auch online in PDF verfügbar. Zusammen mit BibTeX-Literaturdatenbanken sollte das Paket jurabib.sty (s.o.) die in Hausarbeiten benötigte Zitierweise weitestgehend automatisch generieren können. (Quelle: Jens Berger in jura-lotse).

(Zusatzpaket jurabib.sty) für Zitate in juristischen Arbeiten. Es lassen sich Kurztitel erzeugen, aber auch ein Vollzitat, auf das im folgenden nur noch Kurzzitate folgen. Mittlerweile erweitert für andere humanistisch-wissenschaftliche Arbeiten und per Konfigurationsdatei steuerbar. Bitte beachten: Leider wird das Paket jurabib seit April 2007 nicht mehr weiter entwickelt. Der Autor empfiehlt den Einsatz von biblatex. Auch für biblatex sind mit dem Stil biblatex-jura bereits Anpassungen für eine juristische Zitierweise (Vorgaben des Nomos-Verlags) verfügbar. Als Einstieg kann die Internetseite von Dominik Waßenhoven zu BibTeX und biblatex dienen. Wie man einen biblatex-Stil an seine eigenen Bedürfnisse anpasst, wird nicht nur in der hervorragenden Dokumentation von biblatex erklärt; für einen ersten Einblick eignen sich auch die beiden Artikel von Dominik Waßenhoven in der TeXnischen Komödie sehr gut.

6.5. biblatex-juradiss

Das Paket biblatex-juradiss wurde im Rahmen einer juristischen Doktorarbeit erstellt. Es setzt auf biblatex auf und unterstützt die juristische Zitierweise von Büchern, Zeitschriften, Festschriften, Periodika, sowie von Urteilen und Bundestagsdrucksachen. Zu finden ist das Paket hier: biblatex-juradiss Eine Dokumentation des Stils ist ebenfalls vorhanden.

7. jur. Texte

7.1. Hausarbeit und Seminarbeiten

Ein Beispiel für eine juristische Hausarbeit mit LaTeX unter Verwendung der jura-Klasse und jurabib hat freundlicherweise Kai-Steffen Schlink zur Verfügung gestellt: /HausArbeit.

siehe auch Peter Schuster und Martin Sievers, Juristische Haus- und Seminararbeiten erstellen mit LaTeX, http://www.peterfelixschuster.de/einfuehrung.pdf

7.2. Doktorarbeit

Bei der DoktorArbeit kommt es sehr auf die Vorgaben an, ob man z.B. die Dissertation selbst veröffentlichen will oder sie bei einem Verlag in einer Reihe erscheint. Bei letzerem kann es strenge Formatierungsvorschiften geben, die von dem Verlag vorgegeben werden, bei dem die Arbeit erscheinen soll. Für Dissertationen im Eigenverlag wird in de.comp.text.tex die Klasse scrbook aus dem KOMA-Script-Paket empfohlen (siehe auch hier; es gibt eine ausführliche Anleitung). Man kann aber auch report oder book verwenden.

Außerdem gibt es mitterweile jurabook, eine Dokumentenklasse eigens für juristische Dissertationen und Bücher, näheres siehe hier.

Von der HU Berlin gibt es Informationen zur Digitalen Dissertationen mit LaTeX.

Wir wollen mal versuchen, das Gerüst für eine /DoktorArbeit zu erstellen.

7.3. Brief

Ein Tutorial zum Schreiben von Briefen, bzw. Schriftsätzen mit der Briefklasse 'scrlttr2' sowie zur Textformatierung ähnlich wie bei Textverarbeitungsprogrammen.


LaTeX (zuletzt geändert am 2011-09-22 08:40:50 durch anonym)