Auslandssemester an der Katholischen Universität Pázmány Péter

Ein bisschen wunderte ich mich schon, als ich hörte, dass ich die erste Saarbrücker Studentin sei, die ein Semester an der Pázmány Egyetem (Universität) in Budapest verbringen wollte. Vielleicht wirkt die Sprache – Ungarisch - abschreckend. Hier hatte ich Glück: Aufgrund familiärer Beziehungen konnte ich mich zumindest auf Ungarisch verständigen. Dies war mir sehr hilfreich, ist aber nicht Voraussetzung für ein gelungenes Semester. Im Gegenteil: Die ungarischen Studenten lernen fast alle Deutsch oder Englisch, so dass sich keine Kommunikationsprobleme ergeben. Vielleicht weiß man auch noch einfach zu wenig über Ungarn. Ungarn ist mit ca. 93 000 km und 10,5 Mio. Einwohnern sehr klein. Budapest ist als Hauptstadt mit ca. 2 Mio. Einwohnern die größte Stadt des Landes. Zwar gibt es natürlich noch weitere größere Städte, die aber zum Großteil eher wie zu groß geratene Dörfer wirken. Landschaftlich lässt sich Ungarn in die Große Tiefebene, das eher von Gebirgen geprägte Nordungarn und in Transdanubien einteilen. Aufgrund der guten und bisher billigen Zugverbindungen lässt sich von Budapest aus sehr gut das Land erkunden - wie etwa den Plattensee oder die Stadt Esztergom mit der zweitgrößten Basilika der Welt. Wenn man dazu die Zeit findet – denn Budapest selbst ist so vielfältig, dass ich mir sicher bin, selbst nach einem halben Jahr immer noch sehr viel nicht gesehen zu haben. Budapest liegt an der Donau, welche die Stadt in das eher von repräsentativen Bauten geprägte Buda von der Bürgerstadt Pest trennt. Allerdings befindet sich das bekannte Parlament der Stadt in Pest so wie zahlreiche kulturelle Gebäude wie die Oper oder die Musikakademie. Eine Wohnung oder ein Zimmer in Budapest ohne Ungarischkenntnisse zu finden ist nicht einfach, Unterstützung bekommt man aber von ungarischen Studenten. Die Betreuung seitens der Uni ist sehr gut: Schon vor meiner Ankunft in Budapest wurden mir von der Erasmus-Koordinationsstelle zwei Tutoren zugewiesen, die sich auch um die Unterkunft kümmerten. Außerdem wurden Ausflüge mit anderen Erasmus-Studenten und abends auch mal Partys organisiert. Überhaupt kann man in Budapest jeden Abend etwas anderes unternehmen: Ob Kneipen, Oper, Konzerte oder Discos – es ist immer etwas los. Die Eintrittspreise sind sehr günstig, werden sich wohl aber so langsam dem „Westniveau“ annähern. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, sich die wöchentlich erscheinende und kostenlose Zeitschrift „Pesti Est“ zu besorgen, da hier sämtliche Veranstaltungen aller Art aufgelistet werden, englischsprachige Kinofilme inklusive. Die Verkehrsanbindungen sind sehr gut, und v.a. auf der Pester Seite fahren bis in die frühen Morgenstunden Nachtbusse, so dass man sich nach einer langen Nacht keine Sorgen um die Heimfahrt machen muss. Auch die Vorlesungen an der Universität waren gut organisiert: Zu Beginn des Semesters erhielten alle Erasmus-Studenten eine Liste mit den (italienisch-, deutsch- aber v.a. englischsprachigen) Vorlesungen, zudem konnte man sich bei weiteren Fragen und Problemen immer an die Erasmus-Koordinatoren wenden. Für die Auslandsstudenten kommen als Kurse v.a. die Vorlesungen des Aufbaustudiengangs Europarecht in Frage – diese sind nämlich auf Englisch. Hier reicht die Spannbreite von Einleitungen in das ungarische Recht (u.a. auf Deutsch) bis zu der Geschichte der EU. Am Ende des Semesters werden abschließende Klausuren oder mündliche Prüfungen auf Englisch durchgeführt, welche generell ohne große Probleme zu bewältigen sind. Trotz den englischsprachigen Vorlesungen sollte man sich - will man tatsächlich auch bessere Kenntnisse im Englischen erlangen – neben der Universität nach Kursen erkundigen, da die meisten Dozenten selber Englisch nicht als Muttersprache sprechen; die Zeit für zusätzliche Kurse ist in der Regel vorhanden. Durch Ungarisch - Sprachkurse an der Uni hat man zudem die Möglichkeit, Grundkenntnisse in der Landessprache zu erwerben. Wer neben (Europa)recht auch anderes studieren will, kann dies zum Beispiel in Piliscsaba tun: Hier befindet sich die geisteswissenschaftliche Fakultät der Pázmány Egyetem, welche von Budapest aus mit ca. einer dreiviertel Stunde Busfahrt zu erreichen ist. Neben den wenigen deutschsprachigen Vorlesungen werden die Kurse hier auf Ungarisch gehalten. Da ich v.a. nach Ungarn kam um meine Sprachkenntnisse zu verbessern, habe ich diese Chance wahrgenommen – auch da ich neben Jura Geschichte studiere und mir Vorlesungen für mein Studium in Saarbrücken anrechnen lassen konnte. Anfangs war die ständige Busfahrt ziemlich lästig, doch muss man selbst innerhalb von Budapest mit Metrofahrten von einer dreiviertel Stunde rechnen, so dass man sich schnell an eine andere Zeiteinteilung gewöhnt. Mein Auslandssemester in Budapest hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich fand es spannend, einen Einblick in ein Land zu bekommen, das durch den EU-Beitritt einige Veränderungen durchlebt. Interessant fand ich es auch, mehr über die Kultur und Geschichte des Landes zu erfahren, das den meisten wohl doch vor allem nur durch den Plattensee bekannt ist. Außerdem ist Budapest selbst natürlich ein tolles Erlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.

Gabriella Hornung

JuristischesAuslandsbüroSaarbrücken/ErfahrungsBericht/Budapest (zuletzt geändert am 2008-01-20 20:00:14 durch anonym)