Sonnige Studientage

Bei Spanien denken die meisten an Sonne, Strand und Meer: Aber das Land hat auch ganz andere reizvolle Seiten. Ein Studienaufenthalt in Zaragoza eignet sich sehr gut, um diese anderen Seiten zu entdecken. Zaragoza liegt zirka 300 Kilometer westlich von Barcelona, hat fast 600.000 Einwohner und ist die Hauptstadt der Region Aragón. Mit dem Flugzeug oder internationalen Linienbussen ist Zaragoza von Deutschland aus völlig unproblematisch zu erreichen. Die Universidad de Zaragoza ist mit ihren Fakultäten über die ganze Stadt verteilt. Zentrum der Universität ist jedoch der Campus de San Francisco. Neben der Verwaltung und einigen Fakultäten befinden sich hier Sportanlagen, die Sprachschule und zwei Wohnheime. Auch die juristische Fakultät ist auf dem Campus untergebracht. Ich hatte das Glück, ein Zimmer in einem der Wohnheime auf dem Campus beziehen zu können, so daß mein täglicher Weg zu den Vorlesungen nicht einmal fünf Minuten dauerte. Wie bei fast allen Wohnheimen in Zaragoza üblich, war auch in „meinem“ Colegio Mayor Pedro Cerbuna die Verpflegung im Mietpreis enthalten. So erklärt sich auch der relativ hohe Preis von 6 000 Peseten, cirka 730 DM. Das Essen wird nicht wie in Deutschland in der Mensa, sondern im Speisesaal des Wohnheims eingenommen. Ich habe mich im Colegio Mayor Pedro Cerbuna sehr wohl gefühlt, viel erlebt und Freunde gefunden. Für alle diejenigen, die lieber privat wohnen möchten, ist es in Zaragoza aber auch kein Problem, ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft zu finden.

Das spanische Studienjahr beginnt Ende September und endet im Juni; dazwischen gibt es nur kurze Ferien über Weihnachten und Ostern. Jeder angebotene Kurs endet mit einer meist schriftlichen Abschlußprüfung im Juni über den Stoff des gesamten Kurses. Wem diese Stoffmenge auf einmal zu viel erscheint, kann an den Halbjahresprüfungen im Februar teilnehmen und bei Bestehen dieser Prüfungen den Stoff des ersten Halbjahres „abhaken“. Im Juni wird man dann nur noch über den zweiten Teil geprüft. Ich habe bei meinem Studium in Zaragoza schnell gemerkt, daß das Wichtigste für die Prüfungsvorbereitung die Mitschriften der einzelnen Kurse sind. Spanische Studenten sind es gewöhnt, fast wörtlich mitzuschreiben, um so eine Art Manuskript des Kurses zu erhalten. Für die Prüfungen reicht es dann im allgemeinen aus, mit diesen Mitschriften zu lernen. Dieses System hat mir am Anfang einige Schwierigkeiten bereitet, weil es mir aufgrund meiner Sprachkenntnisse schwerfiel, alles mitzuschreiben. Doch es gibt immer nette Kommilitonen, die ausländischen Studenten gerne aushelfen. Schon nach einigen Wochen konnte ich den Vorlesungen so folgen, daß ich meine eigenen Mitschriften anfertigte. Ich hatte drei Kurse an der juristischen Fakultät mit drei bzw. vier Wochenstunden und einen Sprachkurs belegt. Bei der Wahl der Kurse konnte ich mir aussuchen, ob ich sie am Vormittag oder am Nachmittag besuchen wollte. In Spanien sind die Studenten in Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe besucht die Kurse zwischen acht und vierzehn Uhr, die andere zwischen sechzehn und einundzwanzig Uhr. In beiden Zeiträumen werden die gleichen Kurse angeboten, meistens werden sie aber von unterschiedlichen Professoren gehalten. Ich habe mich für die Vormittagskurse entschieden, und hatte so die Nachmittage zum Lernen und für den Sprachkurs frei. Weil ich das gemeinsame Lernen als motivierend empfand, habe ich oft im Lesesaal des Wohnheims gelernt. Gute Arbeitsbedingungen findet man auch in den Bibliotheken und Lesesälen der Universität, nur vor den Prüfungen wird es manchmal eng, so daß man für einen Platz schon früh aufstehen muß.

Übrigens: die Universidad de Zaragoza bietet viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Es werden fast alle Sportarten angeboten, man kann aber beispielsweise auch traditionelle spanische Tänze erlernen, Theater spielen oder bei internationalen Studentenvereinigungen mitarbeiten.

Beate Kramer

JuristischesAuslandsbüroSaarbrücken/ErfahrungsBericht/Zaragoza (zuletzt geändert am 2008-01-20 19:57:42 durch anonym)