ERFAHRUNGSBERICHT ERASMUS – Nantes 1996/97

Folgende Eindrücke und Erfahrungen sollen den Start erleichtern:

1) Studium

Das Semester beginnt bereits Anfang Oktober. Für die ERASMUS-Studenten findet in der ersten Woche eine Einführungsveranstaltung statt, deren Termin man vorher an der Uni erfragen sollte oder – wenn man frühzeitig da ist – am ERASMUS-Brett in der Uni erfahren kann (mitgeteilt wurde er uns jedenfalls nicht). Den Stundenplan kann man sich selbst zusammenstellen, wobei die Fächer aus allen „CYCLES“ (DEUG I, DEUG II, LICENCE, MAîTRISE) gewählt werden können. Aus Saarbrücken gibt es keine Vorgaben, und die Uni Nantes macht lediglich nicht verpflichtende Vorschläge. Für die Saarbrücker Studenten wurde vorgeschlagen: DROIT ADMINISTRATIF mit T.D. (= TRAVAUX DIRIGÉS, entspricht einer Arbeitsgemeinschaft), DROIT CIVIL mit T.D. und DROIT COMMERCIAL (alles aus DEUG II). Wenn man in Saarbrücken empfohlenerweise schon die beiden französischen Einführungsveranstaltungen bei M. Autexier und M. Witz besucht hat, lernt man im DROIT ADMINISTRATIF und DROIT CIVIL nicht viel Neues, das aber detailliert! Die T.D.`s sind äußerst arbeitsaufwendig, weshalb man sie – wenn überhaupt – nur in Fächern belegen sollte, die einen wirklich interessieren. Für uns wurde in DROIT CIVIL eine spezielle ERASMUS-T.D. angeboten, was wegen der Internationalität und der Rücksicht, die der T.D.-Beauftragte dann auf die ERASMUS-Studenten nimmt, interessant sein kann. Allerdings bestand unsere ERASMUS-T.D. hauptsächlich aus Deutschen. Da man in Deutschland ja schon mindestens 2 Jahre Jurastudium hinter sich hat, kann man sich durchaus an Fächer der LICENCE wagen. Zu empfehlen ist hier DROIT COMMUNANTAIRE (Europarecht) mit T.D. Für die recht harten CONTRÔLES CONTINUS lassen sich für die ERASMUS-Studenten Sonderkonditionen vereinbaren. Diesbezüglich sehr aufgeschlossen ist Mme Carpentier mit ihren Kursen RELATIONS INTERNATIONALES) (DEUG I) UND DROIT DES ORGANISATIONS INTERNATIONALES ET EUROPÉENES (DEUG II), die den ERASMUS-Studenten ein Skript ihrer Vorlesung gibt. Insgesamt sollte man als ERASMUS-Student 10-12 Wochenstunden belegen.

2) Wohnen

a) Wohnheime Der Standart der Wohnheime ist sehr niedrig: 10 m²- Zimmer mit Waschbecken, einfachen sanitären Anlagen und Küchen (z.T. ohne Kühlschrank). Aber es ist sauber, kostet nur 705 FF im Monat und die Vermittlung läßt sich bequem von Zuhause aus regeln. Der Mietvertrag beginnt im Oktober, man kann aber schon vorher einziehen und bezahlt dann 34 FF pro Nacht. Der Einzug ist nur werktags möglich.

b) Wohnungsmarkt Es läßt sich durchaus privat etwas finden, selbst noch Ende September/ Anfang Oktober. Allerdings sind die Mieten ziemlich hoch, weil die Vermieter wissen, daß Studenten Wohngeld bekommen.

c) Wohngeld Auch ausländische Studenten können Wohngeld bei der CAISSE D`ALLOCATIONS FAmiliales (CAF)bekommen. Der Antrag ist mit viel Aufwand und Behördengängen verbunden, aber für ca. 40 % der Monatsmiete lohnt es sich! Um bei der CAF das Wohngeld zu beantragen, braucht man zwingend einen TITRE DE SÉJOUR in Form der CARTE DE SÉJOUR, die man bei der PRÉFECTURE (6, quai Ceneray) beantragen muß, (zu Beginn des Semesters ist auch in der FAC DES LETTRES ein Büro der PRÉFECTURE eingerichtet, wo die CARTE DE SÉJOUR ebenfalls beantragt werden kann). Mitzubringen sind: 1) Kopie des Personalausweises 2) Kopie des Studentenausweises 3) Kopie der Krankenversicherungsbestätigung (E 111) 4) Kopie des Mietvertrages 5) Kopie der internationalen Geburtsurkunde (nicht älter als 3 Monate) 6) Bestätigung der Eltern über den Unterhalt 7) Kontoauszüge, die zeigen, daß man nicht mittellos ist! 8) 4 (gleiche) Paßfotos Erhält man endlich nach 2-3 Monaten die CARTE DE SÉJOUR, kann das Wohngeld bei der CAF (32, place Viarme) beantragt werden. Mitzubringen sind: 1) Antrag (den man vorher bei der CAF geholt und ausgefüllt haben sollte) 2) CARTE DE SÉJOUR 3) RIB (RELEVÉ D`IDENTITÉ BANCAIRE: man muß ein Konto bei einer französischen Bank eröffnen, worauf das CAF-Geld überwiesen werden kann) 4) Kopie der internationalen Geburtsurkunde (nicht älter als 3 Monate) ODER FICHE DÈTAT CIVIL (bei der MAIRIE erhältlich). Zu beachten ist, daß die erste Monatsmiete voll zu bezahlen ist, das Wohngeld gilt rückwirkend erst ab der zweiten Monatsmiete.

3) Versicherungen/ Banken

a) Krankenversicherung Bei der Einschreibung an der Uni (wird im Rahmen der ERASMUS/SOKRATES-Einführungsveranstaltung vorgenommen) muß u.a. das E 111-Formular der Krankenversicherung vorgelegt werden. Da Privatversicherte dieses nicht haben, und die Uni andere Krankenversicherungsbestätigungen (die ja auch jede private Kasse ausstellt) nicht akzeptiert, müssen sie sich bei einer französischen Studentenversicherung (z.B. SMEBA oder MNEF) für FF 975 versichern.

b) Zimmerversicherung Die Wohnheimzimmer müssen extra für FF 100 versichert werden. Auch Privatvermieter verlangen eine solche Versicherung. Am Semesteranfang kann dies in der Eingangshalle der FAC DE DROIT, wo die beiden Studentenversicherungen SMEBA und MNEF Stände aufgebaut haben, erledigt werden.

c) Banken Bei der Kontoeröffnung (unerläßlich für die CAF) sollte man die Konditionen genau erfragen. Crédit Lyonnais ist nicht zu empfehlen, weil man nur eine Servicekarte bekommt, die auch noch FF 100 jährlich kostet. Für diesen Preis gibt es bei der Societé Générale eine CARTE BLEU. Zu beachten ist, daß Euroschecks in Frankreich kaum mehr akzeptiert werden. Die einzige Bank in Nantes, die sie noch einwechselt, ist Crédit Mutuel am Platz der Kathedrale.

4) Leben

a) Mensa Die Mensen sind akzeptabel, und eine hat sogar Samstag/Sonntag geöffnet.

b) Tram Die Tram ist praktisch und für Studenten gibt’s die Monatskarte „CARTE CAMPUS“, die auch für Busse gilt. Auch sie kann man am Semesterbeginn in der Eingangshalle der FAC DE DROIT bekommen. Die dazugehörigen Monatstickets gibt es in den BUREAUX DE TABAC.

c) Sonstiges Man sollte viele Paßfotos am Anfang bereithalten, denn sie werden verlangt z.B. bei der Einschreibung, in den TD`s, für die Carte Campus... Hochschulsport wird angeboten (SUAPS, 3, boulevard Guy-Mollet). An der Tram-Endstation der Linie 2 „ORVAULT-GRAND VAL“ ist ein riesiges CENTRE COMMERCIAL und LECLERC. Nette Kneipenstraße ist die RUE SCRIBE. Eine e-mail-Adresse ist in der FAC DE DROIT bei M. Robin erhältlich. Man kann im Uni-Orchester mitspielen!

5) Sprache

Da man unheimlich viele Deutsche trifft (allein Jura-Studenten kommen neben Saarbrücken noch aus Passau und Mainz) sollte man aufpassen, nicht zuviel Deutsch zu sprechen. Mehr als oberflächlichen Kontakt zu Franzosen zu finden, ist allerdings nicht leicht. Die Studentengruppe „HELIOS“ kümmert sich ein bißchen um die ERASMUS-Studenten und organisiert gute Ausflüge in die Umgebung. An der FAC DES LETTRES wird ein Französisch-Sprachkurs angeboten, der eventuell von der Heimatuni erstattet wird. An der MAISON DE LETUDIANT (3, route de la Jouelière) kann man sich bei der ASSOCIATION DACCUEIL FAMILIAL einschreiben. Das ist ein Service der Gastfamilien vermittelt, die gerne einen ausländischen Studenten einladen zum Essen, zum Unterhalten, zu Ausflügen ... So lernt man französisches Familienleben kennen, sprich Französisch und kann viel Spaß haben. Die meisten Familien sind sehr gastfreundlich, und wenn man Glück hat, wird man zu einem Wochenende ins Ferienhaus am Meer eingeladen.

6) Fazit

Das knappe Jahr in Nantes war rundum gelungen! Neben den Univeranstaltungen bleibt noch genug Zeit, die schöne Stadt, die Bretagne und vor allem die Atlantikküste zu erkunden. Ich habe einige Erfahrungen gesammelt, viele nette Leute kennengelernt und konnte mein Französisch auch fachsprachlich sehr verbessern. Ein solcher Auslandsaufenthalt ist ohne Einschränkungen unbedingt weiterzuempfehlen. Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung:

Beate Moschner

JuristischesAuslandsbüroSaarbrücken/ErfahrungsBericht/Nantes (zuletzt geändert am 2008-01-20 19:54:19 durch anonym)