ERASMUS-Aufenthalt an der KatholiekeUniversiteit Leuven, Belgien

100 bis 150 Studenten aus verschiedenen Programmen (LLM, European Studies, TEMPUS und ERASMUS) in einer Vorlesung, die trotzdem persönlich ist - das ist der erstaunliche Eindruck, den man gewinnen kann, wenn man mit dem ERASMUS-Programm nach Leuven geht. Nicht, daß alle diese ausländischen Studenten perfekt flämisch könnten! "Natürlich" werden die Programme in englisch angeboten. Aber auch der speziell für ERASMUS-Studenten eingerichtete Sprachkurs lohnt sich, zumal es wirklich nicht schwierig ist, flämisch (also holländisch in "weicher" Aussprache) zu lernen. Nun aber der Reihe nach: Ich habe während des WS 1992/93 und des SS 93 an der Katkolieke Universiteit Leuven studiert, hauptsächlich Europa- und Vökerrecht. Es war ein unheimlich schönes Erlebnis, in einer so traditionsreichen Universität so "unverstaubte" Professoren zu erleben, die wirklich Spaß am Lehren haben - jedenfalls im Umgang mit den ausländischen Studenten. Die Vorlesungen waren größtenteils auf recht hohem Niveau, Diskussionen kamen nicht zu kurz. Die Prüfungen sind durchaus zu bestehen, auch wenn die Lernweise für deutsche Studenten eher ungewohnt ist, da oft die pure Reproduktion der Vorlesung verlangt wird, weniger eigenständiges Denken. Die Anwesenheit in den Vorlesungen ist daher durchaus zu empfehlen (es sei denn, man kennt jemanden, der gut mitschreiben kann...). Das ganze System ist wesentlich verschulter als in Deutschland, wobei das in vielen Ländern der Fall zu sein scheint. Um am Ende nicht nur eine Bescheinigung, daß man mehr oder weniger anwesend war , sondern das ERASMUS-Zertifikat zu erhalten, muß man, wenn man ein Semester bleibt, vier Prüfungen bestehen, bei zwei Semestern sind es acht. Eine davon muß entweder ein ERASMUS-Sprachkurs oder eine Einführung in entweder das belgische öffentliche Recht oder das belgische Privatrecht sein. Normalerweise werden in Leuven alle Prüfungen am Ende des akademischen Jahres abgelegt - unabhängig davon, ob die Vorlesung im ersten oder im zweiten Semester stattfand -,ERASMUS-Studenten, die ein Jahr bleiben, dürfen im Januar aber bereits an drei Prüfungen teilnehmen (diejenigen, die sowieso nur ein Semester bleiben, beenden natürlich alles im Januar!). Leuven an sich ist eine sehr schöne und alte Stadt, die sich bei meiner Ankunft im September 1992 sogar in schönstem Sonnenschein präsentierte. Letzterer war während des restlichen Jahres eigentlich nur noch im Juni zu "genießen", als wir alle für die Prüfungen lernen mußten, aber man gewöhnt sich auch an das graue Leuven ganz gut. Da die Stadt eine ausgesprochene Studentenstadt ist, ist an den Abenden in der Woche immer etwas los, besonders donnerstags herrscht in den zahlreichen Kneipen immer ein unglaubliches Gedränge. Der Grund liegt darin, daß die meisten belgischen Studenten spätestens Freitag nachmittags scheinbar fluchtartig die Stadt verlassen und nach Hause fahren, um erst Sonntag abends zurückzukehren, so daß am Wochenende sowohl die Stadt als auch die meisten Wohngemeinschaften fast entvölkert waren. Daher war auch der Kontakt zwischen Einheimischen und "ERASMUSianern" nicht allzu ausgeprägt, zumal ja auch die Vorlesungen für uns "extra" waren. Als Fazit sei noch gesagt, daß es sich unbedingt lohnt, wenn man denn schon ins Ausland gehen möchte, dies gleich für ein Jahr zu tun; die meisten, die nach einem Semester wieder gehen mußten, haben dies jedenfalls schwer bereut!

Katrin Hielscher 1992/93

JuristischesAuslandsbüroSaarbrücken/ErfahrungsBericht/Leuven (zuletzt geändert am 2008-01-20 19:56:18 durch anonym)